Nach über einem Monat in Guyana ist es höchste Zeit eine umfassende Bilanz zu ziehen. Was ist seit unserem Abflug am Mittwoch, 13. Jänner 2010 alles geschehen?
Nun, zunächst hatten wir eine ziemlich ermüdende Reise, die von unserer Abreise in Graz bis zu unserer Ankunft in Bethany über 40 Stunden angedauert hat. Der Grund dafür war natürlich der lange Flug über Paris und New York, aber auch dass wir Donnerstag noch fast den ganzen Tag in Georgetown verbracht haben. Immerhin machte uns dann nach unserer Ankunft etwas später als 20:00 Uhr die Zeitumstellung keine Probleme mehr beim Einschlafen.
Bethany war jedoch nicht unser endgültiges Ziel, wir verbrachten dort beim Bethany Medical Missionary College lediglich die ersten 10 Tage unseres halbjährigen Aufenthalts. Bethany Medical Missionary College (BMMC) ist eine Schule, die Laien zu Gesundheitsmissionaren ausbildet, da das Thema Gesundheit ein guter Einstieg ist, um Menschen zu helfen - körperlich und seelisch.
Am Sonntag, 24. Jänner 2010 ging es dann nach Saxacalli, ein kleines Dorf am Essequibo, das für den Rest unseres Aufenthalts unser Zuhause ist. Unser erster Eindruck war gut, es gibt einen Sandstrand direkt vorm Haus, drei große Mangobäume und jede Menge Kokospalmen. Man könnte sich ja fast wie im Urlaub fühlen, zumindest die Umgebung entspricht dem westlichen Klischee eines Urlaubsdomizils.
In Saxacalli lernten wir das Ehepaar Lobert kennen, die uns unterbringen und die einzigen Adventisten in ihrem Dorf sind. Außerdem trafen wir auf Seon und Desron aus Grenada, zwei Burschen in unserem Alter, die unter ähnlichen Umständen wie wir nach Guyana gekommen sind und ein ganzes Jahr in verschiedenen Dörfern Missionsarbeit machen. Sie hatten schon 10 Tage vor uns mit der Arbeit in Saxacalli begonnen und werden ca. bis Mitte März bei uns bleiben.
Nachdem es in Saxacalli ein halb fertiges Gemeindegebäude gibt, hatten die zwei gleich mit Gottesdiensten am Sabbat begonnen und gleich am ersten Sabbat die Anzahl der Teilnehmer von 2 auf 24 (!) gesteigert. Der Trend hat sich seither fortgesetzt und inzwischen stehen wir bei ca. 35 regelmäßigen Besuchern (inkl. Kinder), wobei die Einwohnerzahl von Saxacalli ca. 100 Personen beträgt. Die Leute scheinen auf den ersten Blick sehr offen, zumindest haben wir mit den meisten Einwohnern Bibelstunden - und es werden mehr.
Eingewöhnt haben wir uns bis jetzt ziemlich gut, es gab (bzw. gibt noch immer) eigentlich nur eine Hürde: Die Sprache. Das Englisch in Guyana ist bei weitem nicht das Englisch in England oder Nordamerika. Die Aussprache ist doch wesentlich anders, und da wir selbst auch kein perfektes Englisch sprechen, kann das zu diversen Kommunikationsschwierigkeiten führen. Da ist es umso besser zu wissen, dass die Worte bei Kommunikation nicht so entscheidend wie Körpersprache und Betonung... =)
Wie sieht nun unser Alltag aus? Ein durchschnittlicher Tag beginnt ca. um 6 Uhr mit Sonnenaufgang - oder auch ein wenig später. Nach unserer Morgenandacht gibt es Frühstück, welches meistens aus Brot (o.Ä., z.B. Bake) besteht. Nach dem Frühstück startet der Arbeitstag, hauptsächlich bestehend aus Bibelstunden oder diversen Vorbereitungen für Bibelstunden, Predigten, Sabbatschule, etc. Zwischendurch arbeiten wir auch an der Gemeinde, waschen Wäsche oder tun was sonst noch anfällt.
Seit letzten Sonntag, 14. Februar 2010, hat eine dreiwöchige Evangelisation begonnen, die sich um das Leben und Handeln Jesus dreht. Seon und Desron sind die beiden Sprecher und Thomas und ich kümmern uns um den Rest des Programms, welches jeden Abend statt findet. Nebenbei möchten wir natürlich so viele Bibelstunden wie möglich halten, damit wir die Leute auch persönlich besser kennen lernen. Wir hoffen in einigen Wochen einen kleinen Kern an Gemeindegliedern zu sehen, die sich taufen lassen möchten. Die Arbeit in Saxacalli hat gerade erst so richtig begonnen und wir sind schon gespannt, wie die Gemeinde hier in vier Monaten aussieht. Es ist schön zu sehen, wie Gott bis jetzt wirkt. Es liegt zwar ganz klar noch viel Arbeit vor uns, aber es lohnt sich, denn es werden Freundschaften geknüpft, die hoffentlich bis in die Ewigkeit reichen werden.