Ich komme kaum mit, es ist schon wieder eine Woche um und soviel ist geschehen!
Letzten Samstag ist ein Patient in der früh in die Klinik zum Verbandswechsel gekommen, der gesagt hat, daß er gerne mich hätte … kein Problem, bin ja in einer Minute in der Klinik.
Am Abend brachten die Eltern ihren 1,5 jährigen Buben vorbei, der sich seinen Fuß verbrüht hat – in Erster Hilfe sind sie nicht gut ausgebildet, sie wußten überhaupt nicht was zu tun ist! Eis und ein guter Salbenverband haben das ihre getan. Am Sonntag sind Dr. Nestor und sein Frau, wieder zurück nach Kakanda aufgebrochen. Sie arbeiten dort und haben mich eingeladen mitzukommen … mal sehen, diese Woche bleibe ich noch hier. Dann ging aber der Klinikalltag wieder los …
Wir haben bei zwei Kindern eine Fußfehlstellung korrigiert (pes valgus), einen Außenknöchel versorgt und bei einem Patienten der einen Motorradunfall hatte, mit vier gebrochenen Rippen, mußten wir eine Thorax-Saugdrainage setzen. Das war eine lustige Begebenheit, Dr. Delgado kommt mit der Saugpumpe in die Steri und sagt „Ich soll ihm erklären wie das funktioniert, denn die Betriebsanleitung ist auf deutsch!“. Aber zuerst mußten wir die Pumpe komplett zerlegen, da ein abgebrochenes Plastikstück nicht anders entfernt werden konnte. Wie das endlich erledigt war, haben wir ein passendes Drain gesucht. Es war aber nur ein Pleuradrain aufzutreiben, hat aber trotzdem gut funktioniert und die gewünschte Wirkung erzielt!
Dann sind jeden Tag ein paar Verbandswechsel für mich zu machen und in der Steri ist auch genug zu tun, so vergehen hier die Tage wie im Flug. Die Jungs und Mädls vom Gipszimmer konnte ich diese Woche auch würdig vertreten – ein Unterschenkelgips war zum machen, der mir ganz gut gelungen ist! Als Gehstoppel ist ein Stück Holz mit einem Gummieinsatz aufgetrieben worden, und der Patient kann jetzt damit herumgehen. Am nächsten Tag war dann ein Oberschenkelgips fällig, auch dieses Ergebnis kann sich sehen lassen. Gut das ich meinen Kollegen oft auf die Finger geschaut habe!!!
Am Mittwoch hatten wir Gyn-Tag – zuerst mußte ein riesengroßer Uterus entfernt werden (Myome), dann haben wir eine Extrauteringrav. beseitigt (Eileiterschwangerschaft) und zu guter letzt haben wir ein Baby per Kaiserschnitt geholt. Leider hat der kleine Mann eine Fehlstellung des linken Armes, er hat hier nur den Daumen und Zeigefinger. Das Gewand für die Babies bringen die Eltern selber mit. Dieses Mal waren es eine selbstgestrickte Jacke, Hose, Haube und Socken – hat lieb ausgeschaut aber leider nicht passend für ein Neugeborenes.
Am nächsten Tag hatten wir eine große OP, eine Thorakotomie! Das habe ich erst zweimal gemacht in Österreich. Es handelte sich um den Patienten, der den Motorradunfall hatte. Die Rippenfrakturen sind so schlecht gestanden, daß sie um die Schaftbreite verschoben waren, die haben wir mit Cerclagen fixiert. Auf meine Frage „Wo Dr. Delgado das gelernt hat?“, erzählt er mir, daß er in seiner Ausbildung, ein Jahr auf einer Thoraxchirurgie gearbeitet hat und ihn dieses Fach sehr interessiert. Das hat man auch gemerkt, denn er ist sich seiner Arbeit sehr sicher und er operiert sehr schön. Immer wieder passiert auch das Dr. Cesars Handy zu läuten beginnt, weil er es im Kassak vergißt, bevor er sich steril angezogen hat, dann singt er einfach mit und freut sich an der Musik!
Mit den Leuten hier haben wir sehr Spaß, sie wollen wissen wie die Arbeitsabläufe in „Autriche“ sind und welche Gepflogenheiten da herrschen usw. Wenn ich wieder zuhause bin werden sie sicher an mich denken, sobald eine Türe quietscht – „We need some silicone!“ werden sie dann sagen - da ich mit dem Silikonspray herumgegangen bin und sämtliche Türen zum Schweigen gebracht habe ;-)
Ein fünf Monate altes Mädchen mußte nüchtern zu einer Untersuchung kommen, aber wie soll ein kleines Baby das verstehen … ich glaub das ganze Krankenhaus hat gehört das die Kleine Hunger hatte! Da hat das Herumtragen und auf sie einreden nicht geholfen, aber meine Finger hat sie ganz fest geschnappt und gar nicht mehr losgelassen. Sie hatte sooo liebes Haar, natürlich eine volle Krause, aber ganz weich! Dann hat sie mich mit ihren großen dunklen Augen angeschaut … was sie sich wohl gedacht hat?
Und zu guter letzt haben wir bei einem Patienten einen Gichttophus am großen Zeh entfernt. Er hat dann noch gefragt „Ob er fotografieren darf?“, was ja kein Problem ist … aber es hat lustig ausgesehen! Da sitzt ein Patient mit einer Mundmaske am OP-Tisch und macht Fotos und Videos während wir am Zeh werkeln. Vor allem hat der so viel geredet wie eine Frau ;-) – das hat die Konzentration schon sehr erschwert.
So … das war meine vergangene Woche, ich werde euch weiterhin auf dem Laufenden halten!