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In 1.Samuel 14 &15 lernen wir Saul und Jonatan – Vater und Sohn – näher kennen. Trotz dieser engen Verwandtschaft können die Charaktereigenschaften kaum unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite beobachten wir Saul, der ungeduldig ist, sich feiern lässt, unüberlegte Entscheidungen trifft und dessen Führungsstil sich klar hierarchisch von oben herab darstellt. Auf der anderen Seite ist da Jonatan, voller Gottvertrauen, selbstlos, zum Dienst bereit, demütig und trotz Ungerechtigkeiten ihm gegenüber loyal. 1. Samuel 14, 45 beschreibt sehr deutlich, wessen Führungsstil vom Volk mehr geschätzt wird bzw. auf wessen Seite es sich stellt.
Jonatan hat es also verstanden, ein echtes Vorbild zu sein, nicht nur zu reden und zu tun, sondern wirklich zu sein. Die Aussage seines Waffenträgers („Ich bin an deiner Seite, was immer du vorhast.“ 1.Samuel 14,7) macht deutlich, dass so am meisten Wirkung erzielt wird.
Der familiäre und geschichtliche Hintergrund Jonathans beweist, dass eine echte Charakterveränderung stattgefunden haben muss – wie sonst konnte er aus dem traditionellen Führungsstil und für seinen Vater typischen Verhaltensmustern ausbrechen?!
Sich selbst reflektieren und bewusst von Gott verändern und gebrauchen zu lassen wäre schon einmal ein riesen Schritt in die richtige Richtung. In Psalm 139, 23.24 bittet David Gott um genau das. Auch Paulus beschreibt in seinem Brief an die Philipper im dritten Kapitel (V.13), wie er diesem Ziel nachjagen möchte: „Indem ich die Vergangenheit vergesse und auf das schaue, was vor mir liegt... .“
Und dadurch lernen wir ungemein viel. Die Grundeinstellung, mich selbst und meine Mitarbeiter als wertvoll zu erachten ist leichter umsetzbar. Oder zu wissen, wo ich meinen Mitarbeiter abholen muss – ist er schon selbstständig genug, um von mir nur noch minimale Unterstützung zu brauchen, oder ist er noch auf eine detailierte Anleitung von mir angewiesen? Dieses Wissen erleichtert den Umgang miteinander und spart Zeit.
Und was für einen zwischenmenschlichen Umgang wünsche ich mir bei Diskussionen oder Streitgesprächen? Möchte ich konstruktiv bleiben und mich selbst und mein Gegenüber weiterbringen, haben Reaktionen wie Trotz, überhebliche Selbstdarstellung, Bemuttern oder „Drüberfahren“ keinen Platz. Schlagwörter wie Dienen, Bedürfnisse und Gefühle mitteilen, „erwachsen miteinander reden“ sind dann doch viel hilfreicher.
Das alles umsetzen umsetzen – wenn es nur auch so einfach wäre, wie darüber zu schreiben ;-).
Wie gut, dass wir einen Gott haben, dem es nicht nur ein Leichtes ist, Jonatan und seinem Waffenträger die deutliche Überzahl an Phlistern in die Hand zu geben, sondern auch uns durch unsere Kämpfen durchzuführen.
„Ja Herr, erforsche mich und prüfe mein Herz! Und lass deine Verheißung aus Psalm 32,8 für mich wahr werden!“