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21.09.2015
Liebe Freunde!
Vor zwei Wochen war ich noch in Österreich. Mittlerweile bin ich in Kambodscha in einem kleinen Dorf neben dem Mekong Fluss. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf meinem Bett - eine Matratze auf einem Holzboden. Zwischen den Brettern des Bodens sind viele Spalten und so erleichtert man sich das Kehren, da der Dreck größtenteils „von alleine“ verschwindet. Unsere Stromversorgung ist sehr unzuverlässig. Wir haben meistens mehrmals am Tag Stromausfall, der wenige Sekunden oder mehrere Tage dauern kann.
Ellen, der zweite Student Missionary für dieses Projekt, unterrichtet die Missionarskinder. Wir leben zusammen in einem kleinen roten Haus. Es ist ca. 2.5 Meter hoch auf Stelzen gebaut, weil es fast jährlich eine Flut gibt. Dieses Jahr ist allerdings ein trockenes Jahr, also ist es relativ unwahrscheinlich, dass wir die Kanus nutzen müssen, um zum Haus zu kommen. Das Haus der Missionarsfamilie ist noch nicht ganz fertig gebaut am selben Grundstück wie unser Haus und nur 30 Meter entfernt. Bis das Haus fertig ist, teilen wir uns zu acht ein Badezimmer und eine Küche. Der Raum ist zu klein für einen Tisch, also essen wir jede Mahlzeit am Boden, wie die meisten Leute hier. Das Essen ist immer lecker und ein lustiges, soziales Ereignis.
Röcke bis zu den Knöcheln, dreiviertel oder längere Ärmel und eine Kopfbedeckung sind unsere tägliche Kleidung. Im Haus müssen wir die Kopfbedeckung nicht tragen. Wir kleiden uns so, um uns der Kultur anzupassen und die muslimischen Menschen zu respektieren, die wir erreichen wollen. Das macht es allerdings schwerer auf Bäume zu klettern oder Springschnur zu springen. Es ist kein Problem für mich, lange Röcke und lange Ärmel zu tragen, aber es kann unter der Kopfbedeckung sehr heiß werden. Die durchschnittliche Temperatur zur Zeit ist 25 Grad am Abend oder an kühlen Tagen und 30-33 Grad tagsüber an eher heißen Tagen. Dazu kommt natürlich, dass die Luftfeuchtigkeit extrem hoch ist. Ich habe über mich herausgefunden, dass es möglich ist, aus jeder einzelnen Pore des Körpers zu schwitzen und das sogar gleichzeitig. Das war eine der weniger schönen Entdeckungen, die ich hier machen durfte. Außerdem geht in dieser Hitze alles viel langsamer voran und dauert länger. Daran muss ich mich noch etwas gewöhnen.
Von meinem Fenster aus sehe ich eine nicht asphaltierte Straße, sowie Mango-, Bananen- und Kokosnussbäume. Die meisten Menschen hier haben Hühner und Kühe, die täglich an unserem Haus vorbei gehen. Die Missionarsfamilie hat einige Hühner und zwei Katzen. Ich bin wirklich froh, dass sie Katzen haben und dass ich generell so viele Tiere um mich habe. Natürlich gibt es auch „interessantere“ Tiere hier - wie Skorpione, Tausendfüßler, Schlangen, Geckos und Spinnen. Während wir in der Nacht einschlafen, zählen wir nicht Schafe, sondern wir zählen wie viele Geckos auf unserer Zimmerdecke sind. Normalerweise sind es drei bis fünf. Letztens haben wir Ziegel vom tieferen Teil des Grundstücks zu einem höheren Teil getragen, weil es in den nächsten Tagen eine Flut geben könnte. Während wir das getan haben, sind wir auf einige Skorpione, Spinnen und einen riesigen Tausendfüßler, der 15-17 Zentimeter lang war, gestoßen. Es ist schwer, sie zu töten, und ihre Stiche tun viel mehr weh als die von Skorpionen. Gott sei Dank ist keiner verletzt worden.
Das Leben hier im Dorf beginnt sehr früh. Wir stehen meistens zwischen 5:30 und 6:00 Uhr auf. Um diese Zeit hat das Dorfleben bereits begonnen. Auf dem Weg zum Markt passieren wir viele Reisfelder. Alle Preise hier sind sehr niedrig im Vergleich zu dem, was ich gewohnt bin. Ich habe zwei Sarongs (typische, lange Röcke, die auch von Männern getragen werden) um je drei Dollar gekauft. Man muss auf dem Markt oft verhandeln und, wenn ich die Sprache Khmer besser beherrsche, dann wird es sicherlich noch aufregender zum Markt zu gehen. In der Zwischenzeit helfen uns die Missionarskinder damit, weil sie schon über zwei Jahre hier sind und Khmer schon sehr gut verstehen. Der Markt, wie auch der Rest von Kambodscha, ist relativ dreckig. Der Boden im Markt ist schlammig und verschmutzt. Nach kurzer Zeit sieht man das Schlechte nicht mehr und sieht nur noch das Schöne. Ich gehe gerne zum Markt.
Das Obst hier ist genial. Ich liebe es. Es macht wirklich Spaß die Früchte hier zu kosten: Durian, Guavas, Ananas, Bananen, Jackfruit, Drachenfrüchte, Longons und viele andere. Letztens haben wir Kokosnüsse von der Palme in unserem Garten geerntet und die Kokosmilch mit einem Strohhalm direkt aus der Kokosnuss getrunken. Dann haben wir sie gespalten und das Fleisch ausgelöffelt. Es hat mir natürlich besser geschmeckt als die Kokosnüsse, die ich bis jetzt in Österreich gekauft habe.
Die Menschen hier sind muslimisch mit animistischem Einfluss. Ich höre den Ruf zum Gebet mehrere Male täglich. Es ist toll, dass sie dazu keine Aufnahme benutzen und dass der Ruf live ist. Die Menschen sind sehr freundlich und fröhlich. Sie lächeln oft und viel und ganze „Herden“ von Kindern rufen „Hello“, sobald wir vorbeigehen oder -fahren. Die Dorfeinwohner starren uns sehr viel an, weil sie selten weiße Leute sehen. Ihre Definition von Schönheit sind weiße Haut und lange Nasen. Daher hören wir sehr oft, dass wir sehr schön sind und aussehen wie Puppen. Kambodschaner küssen ihre Kinder nicht, sie riechen sie. Ich finde es sehr interessant, kulturelle Unterschiede zu beobachten. Es ist außerdem sehr unhöflich über jemanden drüber zu steigen oder den Fuß höher als den Kopf von jemanden, der am Boden sitzt, zu heben. Wenn es nicht genug Stühle gibt und sich jemand deshalb auf den Boden setzt, setzen sich oft alle automatisch auch auf den Boden, um höflich zu sein.
Wir haben den Segen, dass wir einen Klassenraum in einem alten Schulgebäude benutzen dürfen. Bis jetzt mussten wir viele andere Dinge organisieren und daher hatten wir wenig Zeit, uns auf meinen Englischunterricht zu konzentrieren. Folgender Rat war für das Missionsfeld bis jetzt schon sehr nützlich: Erwarte das Unerwartete. Viele Dinge geschehen anders oder langsamer als erwartet. Wie dem auch sei, wir mussten das Klassenzimmer putzen, weil es seit dem letzten Hochwasser nicht mehr geputzt wurde. Alles war über einen Meter unter Wasser gewesen und so war nun alles mit einer dicken Schicht Schlamm überzogen. Auch Staub, Spinnen und Spinnennetze waren in hoher Quantität zu finden. Dort gibt es keinen Strom und kein Wasser. Ich muss noch ein wenig daran arbeiten, um herauszufinden, wann genau ich im Dorf nebenan unterrichten soll, aber ich fange am Montag sicherlich mit dem Unterrichten an. Bitte denkt im Gebet auch daran.
Eine wirklich freundliche Frau, die regelmäßig für die Missionarsfamilie arbeitet, hat begonnen Ellen und mir Khmer beizubringen. Es macht wirklich Spaß und wir lernen dadurch auch viel über die Kultur. Für die erste Unterrichtsstunde sind wir nur durch das Dorf spaziert und haben Leute in und unter ihren Häusern besucht. Es ist irgendwie schwierig, aber auch lustig und belohnend sich unter die Dorfeinwohner zu mischen. Es scheint, dass ich nicht mit dem „Gift of tongues“ (Sprachengabe), gesegnet wurde, aber es ist schön zu wissen, dass Worte nur ein kleiner Teil davon sind, das Evangelium mit Menschen zu teilen.
Dorfeinwohner wissen, dass die Missionarsfamilie hilfsbereit ist, daher besuchen uns oft Menschen, um Hilfe zu bekommen. Einmal haben wir einen Mann besucht, dem man angesehen hat, dass er Schmerzen hat. Wir haben unser Bestes gegeben, um ihm zu helfen und haben ihm einen Krankenhausbesuch möglich gemacht. Es war ein schlammiger, stinkender und verschmutzter Weg, der zu diesem Mann führte. Ich habe hier bereits sehr viel Armut gesehen. Umso mehr bin ich motiviert, den Menschen den größten Reichtum überhaupt nahezubringen – Erlösung durch Jesus.
Insgesamt finde ich dieses Projekt toll und ich fühle mich geehrt, dass Gott mich hierher geführt hat. Ich möchte ein Gebet, dass ich vor kurzem gelesen habe, mit euch teilen, denn es ist mir sehr wichtig geworden, seitdem ich hier bin. Ich lade euch ein, es mit mir zu sprechen: „Lass es heute in meiner Arbeit für die leidende Menschheit gesehen werden, dass es einen Gott in Israel gibt und dass ich dein Diener bin. Lass es gesehen werden, dass ich nicht aufgrund meines eigenen Impulses und meiner eigenen Weisheit arbeite, sondern aufgrund deines Wortes.“