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14.03.2011

Finale

letzter Bericht von Claudia Vieth ... direkt aus dem Kongo

Jetzt ist es also soweit, bin nur mehr wenige Tage hier … die Zeit ist total schnell vergangen, mir kommt es so vor als wäre ich erst gestern hier angekommen!

Die Freitage sind so wie zu Hause, letzte Woche haben wir uns schon so aufs Heimgehen gefreut, aber da haben wir eine Ambulanz kommen sehen. Sophie hat gleich gescherzt „Schau da machen wir noch eine Secio“. Ich habe aber gesehen dass der Patient ein Mann war … da kann die Secio gleich ausgeschlossen werden. Eine halbe Stunde später haben wir erfahren dass eine Amputation des Vorderfußes nötig ist. Als wir den OP herrichten wird der junge Mann reingebracht … Dr. Cesar fragt mich. ob ich weiß, warum der Fuß so furchtbar ausschaut, ich verneinte. Er fängt an zu erzählen … Dieser junge Mann ist aus einer neuapostolischen Kirche, dort ist es Brauch übers Feuer zu laufen, wenn man keine Sünden hat passiert einem nichts, wenn man gesündigt hat, dann kann man sich verbrennen. Allerdings kann seine Frau auch dafür verantwortlich sein, wenn er sich verbrennt… Auf alle Fälle HAT er sich beide Fußsohlen verbrannt, der rechte Fuß schaut grausig aus, die Zehen sind bereits mumifiziert, 2/3 des Vorderfußes sind fleischig und dementsprechend riecht der Fuß auch. So machen wir das was möglich ist und versorgen auch den linken Fuß, der im Gegensatz zum Rechten schön ausschaut.

Dann haben wir bei einer Diabetikerin, ein Loch in der Fußsohle versorgt. Erst beim Aufmachen habe wir das große Übel gesehen, das auf den ersten Blick nicht möglich war, auch das hat nicht grad gut gerochen … und zu guter Letzt, haben wir noch einen eingewachsenen Zehennagel entfernt.
Wir sind froh das wir die Steri verlassen können, einerseits weil wir diese Woche sehr fleißig waren und andererseits, weil der OP mit Formalin ausgeräuchert wurde. Wir konnten gar nicht mehr schauen, so scharf ist das, aber das ist hier die Vorgehensweise bei septischen OP´s.

Wißt ihr wie Termiten ausschauen? Ich weiß es jetzt… Diese Woche habe ich auf der Wand eine braune Spur entdeckt, aber mir nichts Genaueres dabei gedacht. Aber als die Spur nach ein paar Stunden, mehr als doppelt so groß war, habe ich gefragt was das soll. Alle haben sie gelacht, als sie bemerkt haben wie es mich davor graust! Diese Viecher sind ein echtes Problem, sie sind total schnell in ihrer Arbeit, so zerstören wir täglich ihre stundenlange Arbeit, und vernichten alle Tiere. Die Mauer hat dann auch noch einen neuen Anstrich bekommen, das wurde das letzte Mal im Dezember gemacht, und die sind schon wieder da!

Mein Französisch ist für das kommunizieren leider zu wenig, aber ich rede halt sehr schwindlig in Brocken, aber sie verstehen mich. ;-) Wenn der Felix fragt „can you elb me“, helfe ich natürlich gerne … und wenn ich der Sophie die Türe aufhalte, sagt sie „Danke!“ und freut sich riesig das sie deutsch reden kann.
Das Einkaufen ist immer wieder ein Abenteuer. Der Verkehr ist furchtbar, alles ist erlaubt, so nach der Devise „wer zuerst kommt, malt zuerst!“. In der Nacht zu fahren ist echt gefährlich, es sind sehr viele Leute unterwegs und keiner hat/trägt Kleidung mit Reflektorstreifen. Schwarze Leute in der schwarzen Nacht … den Rest könnt ihr euch denken.

Jeden Tag sind Verbandswechsel an der Reihe, die Leute sind immer sehr erfreut, wenn sie mich sehen und bringen mir frische Guaven und Maracujas, aus dem eigenen Garten mit – die sind sehr gut! Manche bringe auch den Fotoapparat mit und fotografieren den Behandlungsraum und mich. Ich werde immer mit dem Namen oder Madame von ihnen angesprochen. Von einem Piloten der schon 40 Jahre hier in Afrika fliegt, habe ich gleich eine Visitenkarte bekommen – „Just in case“.

Am 8.3., dem Weltfrauentag, hat es für alle Frauen im Dienst eine Jause gegeben. Die Männer wurden ausgesperrt und wir sind gemütlich zusammen gesessen und haben die Köstlichkeiten vernichtet.
Wir schauen uns dann noch das General Hospital in der Stadt an, bin schon gespannt was mich dort erwartet, aber vor allem wie wir dorthin kommen… vielleicht mit einem lokalen Taxi, wo 22 Leute in einem 9 Sitzerbus drinnen sitzen?!? Mal sehen …

Diese Woche stehen noch eine Hüftprothese, eine Femurmarknagel und ev. Splenektomie auf dem Programm, und das war es dann für mich.Wie das dann gegangen ist, erzähl ich euch dann schon persönlich!

Ich freu mich schon auf ein wiedersehen/-hören/-lesen!
GLG und bis bald Claudia

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