Die Löwen haben mich verschont, Buschbrände ließen mich kalt und zum Glück war ich schneller als so manche Schlange. Seit einer Woche bin ich nun schon wieder zurück in Österreich - mit einem Herzen voller Erfahrungen und einer tiefen Sehnsucht nach Afrika.
Aber lasst mich mal von vorne erzählen… Im August 2009 startet Pilgrim Relief Society ein Missionsprojekt im Norden Namibias, Omatako. Das Ziel ist, einen Campus mit Krankenhaus, Schule, Lodge und Kirche zu errichten, um das Leben der San People (Buschmänner) zu verbessern. Es ist ein absolutes Neulandprojekt und die ersten Arbeiten beschränken sich darauf, den Busch zu roden, um Platz für Zelte und Brunnen und einfache Sanitäranlagen zu schaffen. Nora Tunner, David Lumpi, Familie Eibelmayer und ich (Manuel Reinisch) folgen dem Ruf in die Wüste! Voller Vorfreude brechen wir im September auf nach Namibia, obwohl wir nicht genau wissen, was uns erwartet. Gott ist gut und er schenkt uns einen sanften Einstieg. Wir helfen der Adventgemeinde Tsumkwe bei Brunnenprojekten und begleiten ADRA oder „NyaNya Conservancy“ in die nahe gelegenen Villages. Dabei erleben wir Afrika hautnah, Afrika wie es wirklich ist: Zeit spielt keine Rolle und Stress gibt es nicht!
Nach fünf Wochen trennen sich unsere Wege. David Lumpi und Eibelmayers treten den langen Heimweg an, Nora beschließt noch in Tsumkwe zu bleiben, um dort ihre angefangene Jugendarbeit weiter zu führen und ich suche das Abenteuer in Omatako, dem Ort ohne Telefonnetz und umgeben von 150 Kilometern Busch und wilden Tieren.
Mit Hilfe der Einheimischen und einer Gruppe von ca. 20 Missionaren gelingt es uns in der Zeit von Oktober bis Dezember, eine kleine Farm und ein solides Mädchen- und Burschenheim zu vollenden. Gearbeitet wird fünf Tage die Woche und oft fangen wir bereits um sechs Uhr morgens an, da es bei Tageshöchsttemperaturen zwischen 50 und 65°C untertags vorgezogen wird, den Schatten aufzusuchen. So entpuppt sich der kühle Platz unter dem LKW als mein persönlicher Favorit :-)
Sonntags haben wir Zeit für unsere persönlichen Bedürfnisse, wie Wäsche waschen, Zelt auf Vordermann bringen oder einfach Touren in den Busch zu unternehmen. Sabbats haben wir Gottesdienst mit den San People aus den näheren Dörfern. Auch ich werde eingeladen zu predigen und bekomme einen Dolmetscher zur Seite gestellt, der in die Buschmannsprache übersetzt, die sich aus Klick- und Schnalzlauten zusammensetzt.
Oft werde ich nach meiner spannendsten Erfahrung gefragt. Und dann fange ich an zu überlegen… war es die Giftschlange, die ihr Gift knapp an mir vorbei spritzte? Oder eines Nachts das Gefühl, doch meine Taschenlampe einzuschalten, als ich barfuss unterwegs war und beinahe auf einen Skorpion trat? Die Sabbatschule/Andachten, die ich spontan halten musste, Gottes großartiges Wunder, als er Gabi (rumänischer Missionar) Geld von einem leeren Konto abheben ließ oder der Buschbrand, in den ein Freund und ich aus Leichtsinn gerieten und dem wir nur knapp entkamen? Gerne rede ich darüber und kann jedes Mal nur direkt auf Gott weisen und sagen: 'ER hat geführt.'
Und doch war meine größte Erfahrung eine für manche vielleicht völlig unspektakuläre: Es war Gottes täglicher Liebesbeweis an mich! Durch Leute, die mir in Zeiten der Frustration und Einsamkeit Mut machten, durch lachende Kinderaugen, durch die wunderbare Natur, durch SEINE leise Stimme in der Stille der Wüste und durch besondere Abenteuer, die ich so sehr liebe :-)
Gott hat mich nach Afrika geschickt, um mich vieles zu lehren, und schon jetzt freue ich mich auf neue Belehrungen meines Heilandes.
Der afrikanische Lebensstil steht in vielen Bereichen kontrovers zu dem europäischen - nicht nur klimatisch bedingt – so schön es dort für mich war - ich bin froh wieder "DAHAM" zu sein und danke meiner Familie, meinen Freunden und meiner Gemeinde Tulln für die vielen Gebete!
Wenn du Geschichten aus erster Hand hören willst, sprich mich einfach an – gerne erzähle ich dir mehr."