Reformationsreise Juli 2018
Die Reformation endete nicht mit Luther, wie viele annehmen; sie muss bis zum Ende der Geschichte dieser Welt fortgesetzt werden. Luthers großes Werk bestand darin, das Licht, das Gott ihm scheinen ließ, auf andere geworfen zu haben; doch er hatte nicht alles Licht empfangen, das der Welt scheinen sollte. Von jener Zeit an bis in die Gegenwart haben fortwährend neue Erkenntnisse die Heilige Schrift erhellt, und seither sind ständig neue göttliche Wahrheiten enthüllt worden.
[Ellen G. White, Der Große Kampf, 148.3]
Wir, die Jugend Klagenfurt, hatten die große Freude, zu acht eine Reformationsreise zu erleben. Im beigen Neunsitzer haben wir viele Kilometer zurückgelegt und uns von historischen Zentren der Reformation und dem Leben der Auslöser und Träger der Reformation ergreifen lassen. Die neuntägige Reise startete in Klagenfurt und hat uns durch Tschechien und Deutschland geführt. Unser erster Aufenthalt war Tábor – hier haben wir uns mit Jan Hus auseinandergesetzt. Dieser Märtyrer ging Luther um ein Jahrhundert voraus und erkannte zahlreiche Verfehlungen der römisch-katholischen Kirche. Die Burg Kozí Hrádek, in der er mehrere Jahre verbrachte, war einer seiner Zufluchtsorte. Da wir noch keine Euros in tschechischen Kronen umgetauscht hatten und es nicht möglich war in Euro zu zahlen, war uns die Dame am Schalter trotzdem gnädig gesinnt und ließ uns gratis die historische Ruine besichtigen. Auch haben wir das Hussitenmuseum in Tábor besucht – das darunter liegende Tunnelsystem war wirklich ein Highlight.
Unsere Reise ging weiter nach Prag, wo wir uns die Bethlehemskapelle ansahen, in der Hus predigte. In der Nähe befindet sich auch die Burgruine Krakovec, der letzte Aufenthaltsort von Jan Hus vor seiner Abreise nach Konstanz. Nach den vielen Eindrücken durften wir uns im adventistischen Restaurant „Country Life“ stärken. Bei wunderschönem Wetter und hohen Temperaturen erkundeten wir danach die goldene Stadt.
Am nächsten Tag fuhren wir in die deutsche Stadt Wittenberg, wo wir uns mit Luther und seinem Freund Melanchton beschäftigten. Wir besuchten den Cranach Hof, eine Druckerstube, in der viele von Luthers Schriften und auch seine Bibelübersetzung gedruckt wurden. Dort durften wir uns selbst beim Drucken üben und hatten den Segen einen Führer zu haben, der mit größter Begeisterung und Leidenschaft von der Geschichte der Druckerstube erzählte. Danach sahen wir uns die Schlosskirche an – den Ort, an dem Luther am 31. Oktober 1517 die 95 Thesen an die Tür genagelt hat. Auch das riesige Lutherhaus, in dem sich das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt befindet, wurde von uns erkundet. Völlig erschöpft durften wir uns nach einer Abkühlung in einem nahegelegenen See in unser Schlafquartier in einem Schloss zurückziehen.
Unser nächster Halt war Eisenach, wo wir die Räumlichkeiten der Adventgemeinde nutzen durften und einen schönen gemeinsamen Sabbat verbringen konnten. Vor allem das gemeinsame Singen zu Sabbatbeginn war für uns ein Highlight. Die Gemeinde war so gastfreundlich und herzlich, dass sie unseretwegen sogar ein Potluck organisierte. Am Sabbatnachmittag durften wir in einer wunderschönen, ruhigen Hügellandschaft neue Energie tanken. In Eisenach besichtigten wir auch die berühmte Wartburg, in der Luther das neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche übersetzt hat. Unser letztes Ziel war die Veste Coburg – auch hier hielt sich Luther auf, während in Augsburg auf dem Reichstag die Verlesung der Konfession der Reformation vorbereitet wurde.
Jeden Abend und Morgen hatten wir gemeinsame Andacht und gemeinsames Gebet. Wir kamen Gott und einander näher und haben gelernt, was die Reformation mit uns persönlich zu tun hat. Wie das oben einleitende Zitat beschreibt, haben wir die Verantwortung, die Reformation weiterzuführen. Wir haben heute mehr Licht als Luther und somit eine mindestens genauso große Verantwortung gegenüber der Wahrheit.
Wir hatten eine tolle und gesegnete Reise, die im Endeffekt nur ein Bruchteil von dem kostete, was wir erwartet hatten. Im Gegensatz dazu ist der Wert der Erlebnisse und neuen Erkenntnisse, die wir durch die Reise erworben haben, unbezahlbar. Wir danken Gott für seine Führung und empfehlen jedem, sich intensiv mit der Reformation auseinanderzusetzen und sie weiterzuführen.
Autor: Amy Tarita, Melanie Krakolinig
Bildnachweis: Melanie Krakolinig, Shaina Strimbu