Bild zum Weblog 13.500 km von der Heimat entfernt
08.01.2010

13.500 km von der Heimat entfernt

Jonathan Walter und Robert Raimer sind seit August auf den Marshall-Islands. In den folgenden Zeilen möchten sie uns einwenig an ihrem Leben und ihren Aufgaben teil haben lassen.

Hallo Leute

Wie manche von euch wahrscheinlich wissen, bin ich seit August 2009 als Student-Missionar auf den Marshall-Inseln als Lehrer tätig. Momentan befinde ich mich auf der Hauptinsel, Majuro, wo ich die Weihnachtsferien verbringe. Da ich nur jetzt die Möglichkeit habe mit der „Außenwelt“ Kontakt aufzunehmen nutze ich die Gelegenheit um euch ein wenig von dem was ich bisher erlebt habe zu berichten.

Am 30.Juli 2009 sind wir (Dinah-Vera Moll, Robert Reimer und ich) von München nach Honolulu, Hawaii geflogen um dort am Orientation-Meeting für alle Studentmisisonaries teilzunehmen. Am 5.August flogen wir dann jeder zu unserer Zielinsel. Dinah-Vera Moll flog nach Palau und Robert und Ich auf die Marshall-Inseln. Da wir die Datumsgrenze überflogen, sind wir am 6.August gelandet. Wir sind hier also quasi in eurer „Zukunft“.
Doch in Majuro (die Hauptinsel auf der wir gelandet sind) war die Reise für Robert und mich noch nicht zu Ende. Wir mussten noch einen weiteren kleinen Flug und eine 5-stündige Bootsfahrt hinter uns bringen bis wir endlich an unserem Bestimmungsort ankamen. Wotja (ausgesprochen: Wotscha). Wotja ist eine sehr kleine dünne Insel mitten im Nirgendwo des Pazifiks, an der Grenze zum Äquator. Die Insel ist rund 11km land und an der breitesten Stelle vielleicht 500m breit. Ein dünner kleiner Strich umgeben von hunderten, gar tausenden kilometern Wasser.
Man kann wohl sagen, dass Wotja der Inbegriff der „Trauminsel“ ist. Weise verlassene Sandstrände, kristallklares Wasser, tropische Fische (und Haie ☺) und Palmen in Hülle und Fülle. Es ist unser kleines Paradies, aber man merkt recht bald, dass es keine Insel ist in der man sich nur vergnügt und sich unter die Palme wirft und eine kalte Kokosnuss trinkt. (Obwohl das bestimmt ab und zu mal vorkommt)
Als Mitteleuropäer ist es eine sehr große Umgewöhnung. Wir leben in einer kleinen Holzhütte die uns vor Wetter einigermaßen Schutz bietet. Was ich damit sagen will, ist, dass der Regen der durch das Dach rinnt, die kleinste Ungewöhnlichkeit ist. Handgrosse Spinnen und Kakerlaken gehören mittlerweile auch schon zum Alltag ☺.
Hauptsächlich ernähren wir uns von Reis, Dosenmahlzeit, Fisch und was sich sonst auf einer kleinen Insel wie Wotja auftreiben lässt. Wir haben kein fliesendes Wasser und keinen elektrischen Strom, nur ein kleines Solarfeld um unsere Kameras aufzuladen und ein wenig Licht zu haben. Was das Wasser betrifft, so sind wir absolut abhängig vom Wetter. Regnet es für eine Weile nicht, so ist „Kübelduschen“ angesagt. Es gibt 3 kleine Geschäfte in denen man zu unmenschlichen Preisen Mehl und diverse Kleinigkeiten besorgen kann. Kein Vergleich zu einem Interspar oder Billa. Da es kein Telefon und keine Post gibt ist die Einzige Möglichkeit mit der Außenwelt zu kommunizieren mit einem Funkgerät durch das wir ab und zu mit unserem Direktor auf der Hauptinsel sprechen können. Wir sind also für den Rest der Welt so gut wie nicht kontaktierbar.

All das klingt jetzt vielleicht furchtbar schlimm und heftig, aber ich muss ehrlich sagen, dass man sich relativ schnell an diese Abgeschiedenheit und das einfache Leben gewöhnt. Alles lauft langsamer und man macht die meisten Dinge in der so genannten „Island-Time“ (zu Deutsch: „Inselzeit“). Die Menschen hier, es leben rund 400 auf Wotja, (wobei die Hälfte Kinder sind) sind sehr, sehr freundlich und gelassen. Die Haupt- bzw einzige Einnahmequelle für die Männer hier ist „Copra“. Copra ist das getrocknete Kokosnussfleisch, das ca. alle 2 Monate von einem Boot abgeholt wird. Ein Sack Copra (rund 300 Kokosnüsse) ist 15 Dollar wert. Meiner Meinung nach eine extreme Ausbeutung, aber es gibt keine andere Möglichkeit an Geld zu kommen für diese Menschen.
Wir, Robert und ich, sind also hier, auf diesem kleinen Flecken, auf der anderen Seite der Welt.

Was tun wir hier? Diese Frage möchte ich nun beantworten.
In den Marshall-Inseln gibt es 5 Adventistische Schulen aufgeteilt auf die vielen Inseln. Unsere, Wotja-SDA-School gehört zum Majuro-SDA-School System. Da Wotja ein so genanntes Outer-Island ist, also eine Abgeschiedene Insel, ist es sehr schwer eine Schule administrativ zu führen. Das heißt wir, Robert und Ich, sind so ziemlich auf uns alleine gestellt und das war vor allem am Anfang des Schuljahres eine große Herausforderung. Wir haben noch nie unterrichtet geschweige denn eine Schule geführt, aber mit Gottes Hilfe und einem österreichischen „Des wiad scho!“ durften wir die Schule, die erst letztes Jahr nach vielen Jahren Pause wiedereröffnet wurde, mit 30 Schülern starten. Robert unterrichtet die Klassen 1-4, und ich die Klassen 5-9, was der Unterstufe Gymnasium entspricht. Man darf aber nicht annehmen, dass diese Kinder dasselbe Niveau haben wie westliche Schüler. Viele unserer Schüler können kaum oder gar kein Englisch und da wir alle Klassen gleichzeitig unterrichten (Es gibt nur 2 Klassenzimmer und nur uns 2 Lehrer), ist es umso schwerer. Es war hart am Anfang, aber mit der Zeit sammelt man Erfahrungen und nach ein, zwei Monaten kamen wir gut in den Rhythmus und in das Unterrichten hinein.

Hier auf Wotja gibt es keine Siebenten-Tags Adventisten. Zwei Bibelarbeiter aus den Philippinen sind hier und halten viele Bibelstunden mit den Insulanern. Wenn alles gut geht dürfen wir im Jänner vielleicht Zeuge der ersten Taufe und der Gemeindegründung sein. Der Heilige Geist wirkt auch an den entlegensten Orten und wir können Gott nur dankbar sein, dass er NIEMANDEN auf dieser Welt vergisst.

Die erste Hälfte unseres 10 Monate Einsatzes ist nun vorbei und wir schauen schon gespannt den weiteren 5 Monaten entgegen. Ich glaube, dass Gott noch einiges mit uns vorhat und ich freue mich schon wenn ich euch allen von unseren Erfahrungen berichten darf, wenn wir wieder am selben Kontinent sind.

Bitte behaltet uns im Gebet, aber nicht nur uns, sondern auch unsere Schüler, die unser persönlich größtes Missionsgebiet sind.

Danke für eure Gebete und eure Unterstützung.

Möge Gott mit uns allen sein und möge sein Werk bald vollendet werden.


Alles Liebe,
Jonathan und Robert.

Bild 1 zum Block 567
Bild 2 zum Block 567
Bild 3 zum Block 567
Bild 4 zum Block 567
Bild 5 zum Block 567
Bild 6 zum Block 567
Bild 7 zum Block 567
Bild 8 zum Block 567
Bild 9 zum Block 567
Bild 10 zum Block 567